Schrauben statt Netze?

Die 13. Kammer des Verwaltungsgerichts Berlin hat mit Urteil vom 12. März 2025 (VG 13 K 340/23) entschieden, dass die großflächig herabfallenden Keramikfliesen am Straus­berger Platz in Rücksicht auf den Denkmalschutz nicht einfach festgeschraubt werden dürfen.

Fliesen fallen ab
B-Nord am Strausberger Platz: Fliesen fallen ab, Netze fangen sie auf; Foto: © 2025 Achim Bahr.

Obwohl die ursprünglichen Keramikfliesen bei der Rekonstruktion um die Jahrtausend­wende bis auf wenige Teilbereiche vollständig entfernt und durch eine nachgebildete Vorhang­fassade aus Trägerplatten mit neuen Fliesen ersetzt worden ist, die nun herabfallen, greift der Denkmalschutz laut Pressemitteilung des Ver­wal­tungs­gerichts vom 31. März 2025 auch hier – denn:

Das Erscheinungsbild der Fassade würde durch eine Verschraubung der Fliesen wesentlich beeinträchtigt. Die Schrauben seien auch aus einer Entfernung von mehreren Metern deutlich erkennbar. Sie wirkten als nicht bauzeitliche Fremd­körper und verfälschten den Eindruck der architektonisch-städtebaulichen Gestaltungskonzepte aus den 1950er Jahren, welche hier durch Arkaden im Erd­geschoss, Bauschmuck und aufwendige Materialien in hohem Maße repräsentativ gestaltet seien und auf eine »realistische deutsche Architektur« zielten. Eine farbliche Anpassung der Schrauben könne diesem Eindruck nicht hinreichend vorbeugen.

Gegen das Urteil kann Antrag auf Zulassung der Berufung beim Oberverwal­tungsgericht Berlin-Brandenburg gestellt werden: Hoffen wir das Beste – für unser Denkmal!

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About Achim Bahr

Der Künstler, Hochschullehrer, Historiker, Kurator und Autor Achim Bahr ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins STALINBAUTEN e.V.